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 Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier

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Struppi




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BeitragThema: Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier   Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier EmptyDi Jun 02, 2015 1:52 am

Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier Timundstruppi-einblicxjpfuDEUTSCHER TITEL: Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier

ORIGINAL TITEL:

HERKUNFTSLAND: Belgien / Deutschland

ERSCHEINUNGSJAHR/-MONAT: 2001

VERLAG: Editions Moulinsart (Belgien) / Carlsen Verlag

AUTOR/TEXTER:

ZEICHNUNGEN:

ÜBERSETZUNG:

GENRE: Sekundärliteratur

ISBN: 2-930284-50-1

BEMERKUNG: Album / Einfarbig, zweifarbig und vierfarbig
Einzelband


INHALT:

»Der Blaue Lotos« und »Tim in Tibet«

Die ab August 1934 in »Le Petit Vingtième« veröffentlichte Geschichte »Le Lotus Bleu« (»Der Blaue Lotus«) kann als erster Höhepunkt in Hérges Schaffen angesehen werden. Kritische Leserbriefe an »Le Petit Vingtième« hatten Hergé dazu angeregt, sich für seine Geschichten besser zu informieren und nur Dokumentationsmaterial aus erster Hand zu verwenden, anstelle von subjektiven Reiseberichten zweifelhafter Schreiberlinge. So kam es zu dem Kontakt mit dem jungen Austauschschüler Tschang Tschong-Jen, der damals in Brüssel lebte. Die beiden jungen Männer freundeten sich an und Tschang wurde zu einer wertvollen Unterstützung für Hergé, der nicht nur ganze Einrichtungen für die »Tim«-Geschichte zeichnete, sondern vor allem sämtliche chinesische Schriftzeichen in die Zeichnungen einfügte. »Für mich war es wie eine Offenbarung«, sagte Hergé später über diese Zusammenarbeit.

Tschang Tschong-Jen, der seit 1932 an der Académie des Beaux-Arts studierte, wurde von Hergé als jüngerer chinesischer Freund von Tim in »Le Lotus Bleu« verewigt und taucht in »Tintin au Tibet« (1958-59) noch einmal auf. Vor dem Beginn der Veröffentlichung von »Le Lotos Bleu« war Hergé bemüht, in einem Gespräch zwischen Tintin und dem Redakteur von »Le Petit Vingtième« mit den Vorurteilen gegenüber den Chinesen aufzuräumen.

Tintin erzählt den Lesern: »0b ich Angst vor den Chinesen habe? Warum? Es gibt freundliche und unfreundliche Chinesen, wie es auch freundliche und unfreundliche Europäer gibt. Meistens sind die Chinesen sehr charmant, kultiviert und gebildet! Viele der Missionare, denen ich während meiner Reise begegnet bin, erzählen mir von ihrem geliebten China. Und es ist ein Fehler zu glauben, alle Chinesen seien schlecht und falsch.» Bis Oktober 1935 entstehen 124 Seiten und 52 Coverillustrationen für die Veröffentlichung in »Le Petit Vingtième«. Diese Seiten gehören bis heute zu den sorgfältigsten Arbeiten Hergés. Auf den glücklicherweise vollständig erhaltenen Originalen sind weniger Korrekturen zu erkennen als in seinen früheren Arbeiten.

Für die Sorgfalt und die Detailtreue des Abenteuers spricht auch die Tatsache, dass Hergé 1946, als er zusammen mit Edgar P. Jacobs die Urfassung von »Der Blaue Lotos« aus »Le Petit Vingtième« für die Albumausgabe umzeichnete, kaum Veränderungen an den Zeichnungen vornahm, sondern meist nur das Seitenlayout anpasste. Tschang Tschong-Jen kehrte 1935 nach China zurück, und der Kontakt zwischen Hergé und seinem chinesischen Freund endete abrupt.

Schließlich erschien mit »Tintin au Tibet«, das von der Suche Tims und Haddock nach dem Freund Tschang im höchsten Gebirge der Welt handelt, im Magazin »Tintin« von September 1958 bis November 1959 Hergés wohl persönlichste »Tim und Struppi«-Geschichte. Während der scheinbar aussichtslosen Suche nach dem bei einem Flugzeugabsturz verschollenen Tschang und der - wie zufälligen Entdeckung des Yeti hält sich Hergé einen Spiegel vor und lässt den ahnungslosen Leser an einem persönlichen Problem teilhaben.

Die Beziehung zu einer seiner Mitarbeiterinnen, der Koloristin Fanny Vlamynck ließ den Zeichner Ende der 50er Jahre in eine schwere private Krise abgleiten, bei der er sich die Frage nach dem Sinn seines Lebens stellte. Den Konflikt zwischen der jahrelangen tiefen Beziehung zu seiner Ehefrau Germaine und den Reiz nach der jüngeren Geliebten visualisierte Hergé in »Tintin au Tibet« als Suche nach dem verloren geglaubten Freund in einer schneebedeckten, weißen (=leeren) Landschaft. Was Tim findet, ist nicht nur der Freund Tschang, sondern auch der sonderbare Schneemensch, der sich - entgegen allen Spukgeschichten und Ammenmärchen - als harmloses und schutzbedürftiges Wesen entpuppt. Die weißen Landschaften waren Hergé in seinen Träumen immer wieder begegnet, und ein befreundeter Psychiater, den Hergé Mitte 1959 auf halbem Wege seiner Arbeit an »Tintin au Tibet« aufsuchte, deutete seine Visionen nicht nur richtig, er gab dem Zeichner auch den Rat, die Arbeit an seiner Geschichte sofort einzustellen und zunächst zu sich selbst zurückzufinden. Wie wir heute alle wissen, schlug Hergé diesen gutgemeinten Rat in den Wind... Als die Geschichte 1960 in Buchform erschien, hatte sich Hergé bereits von seiner Frau Germaine getrennt und lebte mit Fanny Vlamynck zusammen.

1975 erfuhr Hergé vom weiteren Lebensweg Tschang Tschong-Jens. Als angesehener Bildhauer und Direktor einer Kunsthochschule lebte er mittlerweile in Shanghai. Nach 40 Jahren der Trennung schrieb Hergé seinem alten Freund einen Brief und lud ihn nach Belgien ein. Es folgte eine lange Korrespondenz der beiden Freunde, bevor sie sich 1981 in Brüssel treffen konnten. Das Ereignis wurde von der internationalen Presse dankbar aufgegriffen und es entstand ein regelrechter Tschang-Kult unter den »Tim und Struppi«-Fans.

Die in der Ausstellung des Wilhelm-Busch-Museums gezeigten Arbeiten Hergés stehen sämtlich unter dem Motto der Freundschaft zwischen dem belgischen Zeichner und dem Chinesen Tschang Tschong-Jen.

Der Titel »Tim und Struppi - Ein Blick ins Atelier Hergé« verrät aber auch die eingehende Beschäftigung mit den »Tim und Struppi«-Abenteuern »Der blaue Lotos« und »Tim in Tibet«. Mit dem deutlichen Schwerpunkt auf einer publikumsorientierten Werkschau ausschließlich von Originalzeichnungen, Skizzen und Erstveröffentlichungen aus den Magazinen »Le Petit Vingtième« und »Le Journal Tintin« wird das Wilhelm-Busch-Museum erneut seinem Anspruch gerecht mit hochinteressantem historischen Material eine populäre Ausstellung zu organisieren. Unterstützung erhielt das Museum von der Fondation Hergé, die neben einer Vielzahl von Handzeichnungen Hergés auch Originalausgaben von Magazinen und Büchern aus ihrem Bestand zur Verfügung stellt, und dem Carlsen Verlag als deutschsprachiger Heimat von »Tim und Struppi«. Das Austellungskonzept sieht vor, dass der Besucher sowohl einen Einblick in die Arbeitsweise Hergés erhält, wie auch die Handlung der beiden Geschichten nachvollziehen kann.

Unter dem Motto »Von der Idee zum publizierten Werk« wird dem Besucher eine Vielzahl von Material gezeigt, dass den Künstler zu seinen Geschichten inspirierte: Reisemagazine oder Einrichtungskataloge, aus denen er sich Informationen für das Dekor seiner Geschichten holte. 0riginalspielzeug aus den 30er- und 40er-Jahren, das Hergé als Vorlage für Zeichnungen diente, belebt die Ausstellung. Schließlich sind die ersten Bleistiftskizzen und -entwürfe zu sehen und Material aus sämtlichen Druckstufen: die mit Chinatusche ausgeführten Zeichnungen für »Le Petit Vingtième«, Farbschablonen für die 20 Jahre später erschienene kolorierte Version von »Der blaue Lotus«, sowie Werbematerial und Merchandising.


Biographie Hergé

Der belgische Zeicher Hergé wurde als Georges Remi am 22. Mai 1907 in Brüssel geboren. Mit 17 Jahren veröffentlichte er seine ersten Zeichnungen in einem Pfadfinder-Magazin und verwendete zum ersten Mal die umgedrehten Anfangsbuchstaben seines Namens R und G als Pseudonym. Als junger Angestellter der Tageszeitung »Le Vingtième Siècle« wurde ihm mit der Kinderbeilage »Le Petit Vingtième« ab 1928 die Gelegenheit zur Gestaltung einer eigenen Publikation gegeben, und ab 1929 erschienen hier die ersten Seiten seiner Serie »Tintin et Milou«.

Die Abenteuer um den pfiffigen Reporter Tim und seinen Terrierhund Struppi begleiteten die Leser von »Le Petit Vingtième« bis 1940, als der Zweite Weltkrieg auch Belgien erreichte und die Beilage eingestellt wurde. Während der Kriegsjahre erschien die Serie mit einer kurzen täglichen Folge weiter auf den Seiten der Tageszeitung »Le Soir«, bis auch diese 1944 ihr Erscheinen einstellte.

Erst mit der Gründung einer eigenen Zeitschrift, die einfach nur »Tintin« getauft wurde, erschienen ab 1946 neue Abenteuer um Hergés Helden. Um den Arbeitsaufwand bewältigen zu können - Hergé hatte Anfang der 40er-Jahre begonnen, seine vor dem Krieg erschienenen einfarbigen Geschichten für den Vierfarbdruck umzugestalten - gründete er schließlich ein Studio, dessen erster Mitarbeiter der ehemalige Opernsänger Edgar P. Jacobs (»Blake und Mortimer«) wurde. Ab 1950 baute Hergé das Studio kontinuierlich aus und beschäftigte bis zu 17 Mitarbeiter, die in den Produkionsprozess neuer Alben, aber auch von Werbecomics, Bilder- und Malbüchern, Puzzles, Sammelbilderalben und der Gestaltung von neuen Geschichten seiner Serien »Quick et Flupke« (»Stups und Steppke«) oder »Jo, Zette et Jocko« (»Die Abenteuer von Jo, Jette und Jocko«) eingebunden waren. Während bis 1950 allein 15 der insgesamt 23 fertiggestellten Geschichten erschienen waren, ließ sich Hergé nun wesentlich mehr Zeit bei der Umsetzung neuer Ideen für »Tim und Struppi«. Er war ein Perfektionist, der nicht nur neue Geschichten mit der größtmöglichen Sorgfalt fertigstellen wollte, sondern überarbeitete mehrere Geschichten auch bis zu drei Mal, um sie den Entwicklungen in Kultur und Technik oder einfach an seinen reiferen Zeichenstil anzupassen.

Aus denen für das »Journal Tlntin« entstandenen Geschichten ragen vor allem der Thriller »Der Fall Bienlein« und die Abenteuergeschichte »Tim in Tibet« heraus. Während in dem 1954/55 erstmals publizierten »Der Fall Bienlein« die Romane Eric Amblers und die Filme Alfred Hitchcocks als Ideenlieferanten durchblitzen, handelt das ab 1959 vorveröffentlichte Album »Tim in Tibet« von der Suche Tims nach dem vermissten Freund Tschang im Himalaya. Hergé, der damals eine private Krise durchstand, in deren Folge er sich von seiner ersten Ehefrau Germaine trennen sollte, verarbeitete in dieser persönlichsten »Tim und Struppi»-Geschichte eine Reihe seiner Probleme.

Der internationale Erfolg von »Tim und Struppi« machte in der ersten Hälfte der 60er-Jahre die Verfilmung von zwei neuen Geschichten als Realfilm möglich; allerdings blieben die Kinofilme weit hinter den Erwartungen von Hergé und auch dem Publikum zurück und damit ohne Fortsetzung. Die aufwendige Produktion von zwei abendfüllenden Spielfilmen (»Tim und der Sonnentempel«, 1969 und »Tim und der Haifischsee«, 1973) gab der Popularität von Hergés Comicserie noch einmal einen gehörigen Schub. Ende der 80er-Jahre wurden Gerüchte laut, dass Kultregisseur Steven Spielberg sich an die Verfilmung der Geschichte von »König Ottokars Zepter« mit echten Darstellern wagen wollte, doch erst die Produktion von 21 Trickfilmen Anfang der 90er-Jahre nach den Originalalben war die adäquate Umsetzung in das Medium der bewegten Bilder.

Nach der Beendigung des Albums »Tim und die Picaros« 1976 - es sollte das letzte vollendete Abenteuer von Tim und Struppi werden - widmete sich Hergé die ihm verbliebenen Lebensjahre ganz dem Ruhm seiner Serie. Im selben Jahr war neben der Fernsehdokumentation »Moi, Tintin« (»Ich, Tim«) auch das lebensgroße Tim-Standbild im Brüsseler Wolvendael-Park fertiggestellt worden; 1979 fertigte der amerikanische Pop Art-Künstler Andy Warhol vier Serigraphien von Hergès Porträt an und Tim feierte seinen 50. Geburtstag mit der Ausgabe einer Briefmarke der belgischen Post und der Ausstellung »Le musée imaginaire de Tintin« (»Tims imaginäres Museum«). Ohne das bereits begonnene Abenteuer »Tintin et l'Alph-Art«(»Tim und die Alpha-Kunst«) fertiggestellt zu haben, starb Georges Remi alias Hergé am 3. März 1983.

Eine Hommage besonderer Art an Hergé haben die französischen Autoren Stanislas Barthélémy, Jean-Luc Fromental und José-Louis Bocquet mit ihrem Album »Le aventures d'Hergé« (»Die Abenteuer von Herge«) vorgelégt. Was liegt näher, als das Leben eines berühmten Comic-Zeichners in einer Comic-Biographie nachzuerzählen? Mit ihrem sowohl unterhaltsamen wie ansprechenden Comic ist Zeichner Stanislas und den Szenaristen Fromental und Bocquet ein glaubwürdiges Porträt des »Tim und Struppi«-Zeichners gelungen. In 16 Episoden werden wichtige Stationen und amüsante Anekdoten aus dessen Leben erzählt, in denen das Interesse der Autoren an der Person Remis deutlich abzulesen ist.

Dabei werden auch umstrittene Lebensabschnitte wie Hergés Mitarbeit an der okkupierten Zeitung »Le Soir« während der Besetzung Belgiens nicht ausgelassen. Und natürlich ist ein vom Erfolg der »Asterix«-Reihe seiner Kollegen Albert Uderzo und René Goscinny höchst irritierter Hergé dramaturgisch interessanter als das oberflächliche Bild, das der Zeichner zu Lebzeiten selbst von sich an die Öffentlichkeit gab.

Die Idee zu dem Album stammt von Jean-Luc Fromental. Begeistert von Art Spiegelmans »Maus« und den dort vorgeführten Möglichkeiten einer Biographie in Comic-Form, wählte er den Belgier Hergé für sein Projekt aus. Auf der Grundlage von Interviews und Biographien bemühte sich Fromental allerdings um eine Korrekur der meist unpersönlichen Sachtexte. Der feine, zugängliche Zeichenstil von Stanislas tut sein Übriges zur Lesbarkeit des Albums dazu, ohne ins Epigonentum abzugleiten oder einfach zu kopieren. Dabei gelingt den Autoren eine wunderbare Melange von bekannten Szenen aus den »Tim«-Alben mit den realen Erlebnissen aus dem Leben des Zeichners.


Tim und Struppi in Deutschland

Die wechselhafte Publikationsgeschichte der deutschen Ausgaben von »Tim und Struppi« begann im Februar 1952, als die erste Seite der Geschichte »König Ottokars Zepter« unter dem Titel »Tim auf der Jagd nach dem geheimsvollen Zepter« auf der Kinderseite des »Hamburger Abendblatt« veröffenticht wurde. Das ab September 1951 monatlich erscheinende »Micky Maus«-Heft hatte gezeigt, dass die in der Öffentlichkeit oft als Schundliteratur verrufenen Comics auch durchaus niveauvolle Unterhaltung bieten konnten. Hergé hatte mit seiner Serie bereits Belgien, Frankreich und die Niederlande begeistert und war nun zusammen mit seinem Verleger Casterman auf der Suche nach neuen und vor allem internationalen Absatzmärkten. Sie starteten eine deutschsprachige Buchreihe unter dem Titel »Tim, der pfiffige Reporter«, in der zwischen 1952 und 1963 zwölf Geschichten in sorgfältiger Ausstattung und mit einer in Belgien angefertigten Übersetzung erschienen. Aufgrund ihrer luxuriösen Ausstattung und dem für damalige Verhältnisse sehr teuren Preis von DM 4,80 galten die »Tim«-Bücher jedoch eher als gute Kinderbücher denn als Comics.

Die in Deutschland in den 50er- und 60er-Jahren des weiteren gestarteten Publikationen von »Tim und Struppi« in dem Comic-Magazin Dalla des Düsseldorfer Waso Verlages, der Familien-Illustrierten »Deutscher Hausfreund«, der »Berliner Morgenpost« und dem vom Bastei Verlag herausgegebenen Comic-Magazin »Pony« unterstützten dabei die Buchreihe des belgischen Verlegers Casterman.

Als der Lizenzgeber der Magazinpublikationen von deutschen Übersetzungen der »Tim und Struppi«- Geschichten - das zum Carlsen Forlaget in Dänemark gehörende Presse-Illustration-Bureau - 1967 beschloss, neben seinem Kinderbuchprogramm auch Comic-Bücher herauszugeben, hatten Reporter Tim und seine Freunde endlich ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Fortan kümmerte sich der damals noch in Reinbek ansässige Carlsen Verlag um die Publikation und Vermarktung von Hergés Comics. Zeitschriften- und Magazinveröffentlichungen waren danach zwar noch in den Publikationen »Zack« des Koralle Verlags und »Fix und Foxi« von Rolf Kauka zu finden, doch mit der Etablierung der Comics im Buchhandel ab Ende der 70er-Jahre verzichteten Hergés Helden fortan auf einen Auftritt in bundesdeutschen Heftpublikationen.


Tim und Struppi im Carlsen Verlag

Ende der 40er-Jahre wurde der dänische Verleger Per Carlsen auf Hergés Serie »Tim und Struppi« aufmerksam und bemühte sich um die Lizenz von Magazin- und Zeitungsveröffentlichungen in Europa. Nach dem Verkauf an diverse Publikationen in Dänemark gelang es Carlsens Agentur P.I.B. in den 50er- und 60er-Jahren, die Abenteuer von »Tim und Struppi« auch an deutsche Tageszeitungen und Illustrierte zu vertreiben. 1967 hatte Per Carlsen dann die Idee, in dem bereits seit 1952 existierenden deutschen Carlsen Verlag für Kinderbücher (»Petzi« von Vilhelm Hansen u.a.) außerdem Comic-Bücher herauszugeben. Damals hatte der belgische Verlag Casterman seine Produktion von deutschen »Tim und Struppi«-Büchern bereits eingestellt, und neue Abenteuer von Hergés Helden erschienen nur noch im »Hamburger Abendblatt«.

Die Auswahl des Reinbeker Verlages für seine erste Produktion bot mit den Geschichten »Tim in Tibet«, »König Ottokars Zepter«, »Reiseziel Mond«, »Schritte auf dem Mond«, »Die Krabbe mit den goldenen Scheren« und »Im Reiche des schwarzen Goldes« zwar nur Nachdrucke von bereits aus der Casterman-Reihe bekannten Geschichten, doch gehören diese Bücher auch heute noch zu den beliebtesten »Tim«-Geschichten. Im Gegensatz zum Casterman Verlag produzierte Carlsen die Alben in Softcover und legte mit seinem Albumformat und dem charakeristischen Stoffrücken der ersten Bände die Standardausstattung deutscher Comicalben fest. Mit »Der Fall Bienlein« und der 1965 neu gezeichneten Version von »Die schwarze Insel« wurde die Reihe 1968 um zwei deutschsprachige Erstveröffentlichungen ergänzt, weitere Ausgaben noch unveröffentlichter Geschichten in Buchform folgten 1969 und 1970 mit »Flug 714 nach Sydney«, »Die Juwelen der Sängerin« und »Kohle an Bord«. Mitarbeiter des Carlsen Verlages erzählten später immer wieder, dass die dauerhafte Lancierung von »Tim und Struppi« im deutschsprachigen Buchhandel sehr schwierig gewesen war. Nur durch intensive Bewerbung - zum Beispiel durch Verteilung von Werbebildern oder Stundenplänen - und eine Preissenkung der ursprünglich DM 3,95 teuren Alben auf DM 2,95 fasste die Serie allmählich Fuß und legte den Grundstein für die heutige Produktion deutschsprachiger Comic-Buchverlage.

Nachdem der Carlsen Verlag bis 1977 sämtliche Abenteuer des pfiffigen Reporters in deutscher Sprache vorgelegt hatte - sogar die 1929 entstandene, niemals von Hergé überarbeitete erste Geschichte »Tim im Lande der Sowjets« war als Sonderband »Aus Hergés Archiv« publiziert worden - kümmerten sich die Redakteure in Reinbek um die weiteren Serien des belgischen Zeichners. Mit »Die Abenteuer von Jo, Jette und Jocko« (ab 1978) und »Stups und Steppke« (ab 1981) war das Oeuvre schließlich komplett.

Im Zuge der Neuentdeckung vieler klassischer belgischer und französischer Comicserien in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre war dann die Nachfrage nach altem Material von »Tim und Struppi« gestiegen. Der Carlsen Verlag gab daraufhin in seiner Reihe »Carlsen Classics« das inzwischen vergriffene erste Abenteuer »Tim im Lande der Sowjets« und die erste Farbversion von »Die schwarze Insel« neu heraus, und ein großformatiger Katalog und Bildband zu einer Ausstellung im »Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe« rundeten das Angebot an »Tim und Struppi«-Titeln ab. Als besonderer Leckerbissen für eingefleischte Tim-Fans wurden Anfang der 90er-Jahre die Originalausgaben der ersten neun Geschichten in Faksimile-Büchern zum ersten Mal in deutscher Sprache vorgelegt. Neuestes und bislang umfangreichstes Hergé-Projekt war für den Carlsen Verlag die zwischen 1999 und 2002 veröffentlichte bibliophile »Hergé Werkausgabe« in 19 Bänden. In diesen sorgfältig editierten Bänden findet der »Tim und Struppi«-Liebhaber alles, was sein Herz begehrt und wird auf zusätzlichen Dokumenationsseiten noch über Hintergründe und Entstehung der Geschichten informiert.



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